Es ist dieser eine Augenblick: wenn die Sonne die grauen Schleier am Himmel über der kargen Marsch durchbricht und der Wind die Wolken wie rasend über das Land treibt. Wenn das Licht die Landschaft von einer Sekunde zu nächsten verändert und zum Leben erweckt. Eben noch war alles grau und ohne Konturen, plötzlich ist alles Bewegung, Farbe, Freude. Diesen magischen Moment hält die Hamburger Malerin Carolin Beyer in ihren bewegenden »Landschaftsporträts« fest, die ab dem 26. Mai 2018 in der Galerie Göldner in Bordesholm zu sehen sind.

 

»Klaar Kimming« – »Klarer Horizont« überschreibt sie ihre Werke, die in der Ausstellung zu sehen sind und zu denen sie die Weite und das Licht der friesischen Landschaft an der Nordseeküste mit Watt, Marsch und Koog inspiriert haben. Carolin Beyers Bilder sind von großer Kraft, kunstvoll spielt sie mit den Kontrasten zwischen Wasserfläche und Wolkenhimmel. Ihre Ausstellung vereint berührende Porträts von Landschaften ebenso wie von Menschen: Neben Deichen, Warften und Prielen als Charakteristika des Nordens zeigt eine eigene Bildserie den Dagebüller Hafen während einer Sturmflut. Ein über mehrere Jahre entstandener Zyklus mit Wolkenbildern enthält unter unterem auch ein großes vierteiliges Gemälde, von dem der NDR eine frühere Fassung für seine Sammlung »Weite und Licht« gekauft hat. Eines der schönsten Bilder der Ausstellung verbindet Natur und Mensch: es zeigt die Tochter der Malerin mit ausgebreiteten Armen im Watt stehend – um sie herum Weite, klarer Horizont. Und ein tiefes Glücksgefühl, das herrliche Erinnerungen an unbeschwerte Sommertage an der Nordsee heraufbeschwört.

»Die Bilder für diese Ausstellung sind über mehrere Jahre hinweg entstanden, die neuesten nach einem Aufenthalt auf Amrum im letzten Sommer«, sagt Carolin Beyer. »Die Landschaft der friesischen Küste fasziniert mich seit meiner Kindheit, denn den Elementen ist man an der Nordsee besonders unvermittelt ausgesetzt. Der rauhe Wind, der die Wolkenbilder zerfetzt, das Watt, das glatt und harmlos aussieht und doch tödlich sein kann, das Licht, das auf dem Wasser immer wieder neue Bilder hervorbringt. Neben der Darstellung der Elemente interessiert mich auch, wie der Mensch in dieser Natur steht und mit ihr und in ihr zurechtkommt.«

Carolin Beyer wurde 1962 in Hamburg geboren. 1997 schloss sie ihr Studium mit Diplom an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) mit dem Thema »Malerische Illustration – Illustrative Malerei« anhand eines eigenen Kinderbuches ab. Als freischaffende Malerin spezialisierte sie sich schon früh auf die Porträtmalerei. Ihr Ziel ist es, den Kern des Menschen zu treffen und auf die Leinwand zu bringen. Dabei geht sie wie eine Psychologin vor: Die wesentlichen Facetten der Person werden auf dem Bild malerisch umgesetzt und die Leinwand wird zum Spiegelbild des Charakters. Zu den von ihr Porträtierten zählen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wie zum Beispiel Roger Willemsen oder der NDR-Chefdirigent Thomas Hengelbrock. Auch der Landschaftsmalerei fühlt sich die Künstlerin eng verbunden und hat mehrere Zyklen zu verschiedenen Themen geschafften. Carolin Beyer hat an zahlreichen Ausstellungen teilgenommen, ihre Arbeiten sind im In- und Ausland in privaten und öffentlichen Sammlungen zu sehen. Die Malerin lebt und arbeitet in Hamburg.
www.carolinbeyer.de