„Als ich zum ersten Mal von den Bildern Mathias Meinels erzählt bekommen habe, zog ich auch spöttisch die Augenbrauen hoch. Ein Künstler, der Pfützen malt? 
Sind die es denn „wert“ gemalt zu werden, geradezu geadelt zu werden durch Ölfarbe auf Leinwand?

Wie überheblich von mir… warum sollte denn Wasser in einer Pfütze auf einem Acker weniger wert sein als Wasser im Atlantik vor der Bretagne? 

Diese zwei Bildthemen von Mathias Meinel zeigen, wie Land auf Wasser trifft, wie das eine das andere begrenzt, beschreibt ihre Nachbarschaft, ihre Unvereinbarkeit, das Nebeneinander, das Miteinander, ihre Gemeinschaft und manchmal auch ihren Kampf.

Alles, was das eine Bild von dem anderen in der Aussage unterscheidet, ist die Perspektive. Perspektive ist nichts anderes als ein anderes Wort für Standort – und ob wir selbst groß oder klein sind in diesem Ensemble. Wie wir darüber sprechen oder es bewerten, ist ein Ausdruck darüber, wie wir selber unseren Platz in der Welt sehen, wie oder ob wir Teile der Welt überhaupt wahrnehmen.

Aus einem Kontrollbedürfnis heraus erliegen wir gern der Illusion der Übersichtlichkeit von einer Pfütze, die doch von weit oben betrachtet auch nur eine geschrumpfte Version der Wasserkante in der Bretagne ist. Wären wir ein kleiner Käfer, wüssten wir das.

Dadurch dass Mathias Meinel unseren Blick quasi vor unsere Füße führt und uns zeigt, wie schön und geheimnisvoll das zuvor Ungesehene und Unscheinbare sein kann, erweitert er unsere Wahrnehmung und beschenkt uns überraschend.

Meine Sicht auf die Welt hat Mathias Meinel auf jeden Fall nachhaltig verändert. Wenn jetzt das Wasser auf den Äckern steht, die Maisstoppeln braun und an den Enden abgerupft gegen den Himmel stehen, denke ich nicht mehr an Matsch und Kälte, sondern an genau diese Bilder, wie sie hier gerade hängen.

„Ach, wie schön, es ist Mathias Meinel-Wetter!“, denke ich dann.

Es gilt noch, was ich damals sagt, als er zum ersten Mal hier ausstellte:
Es stehen Pfützen auf den Äckern, sie fressen die von den Landmaschinen gezogene Ordnung auf, suchen sich ihre Wege und bereiten sich Wasserbetten. Mathias Meinel zeichnet ihren Weg auf durch Farbe, mutig gesetzte Striche, setzt Farbfelder und schließt Bündnisse innerhalb der Fläche, überwindet die Trennung von Himmel und Erde in der Spiegelung. 

Dass alles mit allem verbunden ist, wird durch die Kunst von Mathias Meinel sichtbar.

„Der Mensch besieht sein Spiegelbild nicht in fließendem Wasser, sondern im stillen Wasser., soll der chinesische Mystiker Dschuang Dsi, (365 – 290) gesagt haben.

Vielleicht berühren uns die Bilder deshalb so? 

Neben den Wasserbildern stellt Mathias Meinel uns ein weiteres Thema seiner Malerei vor: seine Wiesenbilder folgen weiter dem Prinzip, das unsichtbar Gewöhnliche sichtbar zu machen durch das Malen.

Auch hier sind es nicht die besonders schönen, offiziell majestätischen Rosen oder andere Zierblumen. Nein, es ist die Wiese mit ihren Überraschungsgewächsen. In wilder Schönheit, aus sich selbst heraus gewachsene Anmut, ohne kontrollierenden Eingriff oder Absicht entstanden. Eines der Motive hat die wilde Möhre als zentrales Thema, ein anderes sogar Brennnesseln. Allerweltsgewächse, von vielen als Unkraut bezeichnet, dem man zuleibe rücken muss. Aber in Mathias Meinel Augen wunderschöne Gewächse in aller Ursprünglichkeit gesehen und gemalt. Herausgehoben aus der Unsichtbarkeit und in unscharfer Präzision zu einer nächsten Existenz verholfen.

So wie er es eben sieht- und er lässt uns daran teilhaben, indem er uns durch seine Augen sehen lässt.“
Maike Brzakala, Rede zur Vernissage

 

Wiesenbilder

Bilder aus der Bretagne

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